Reisen durch das jüdische Deutschland

Reisen durch das jüdische Deutschland” ist im März erst erschienen und um es kurz zu machen: Wer sich schon länger als 1 Woche mit dem jüdischen Leben in Deutschland auseiandersetzt, der braucht das Buch nicht und kennt vieles von dem, was dort präsentiert wird. Zur Bebilderung wurde wenig neues Bildmaterial verwendet, obwohl es doch in letzter Zeit einige Initiativen diesbezüglich gab. So etwas von Fotograf Dirk Vogel. Der Beitrag zum „Judentum” im Ruhrgebiet handelt nicht von den schnell wachsenden Gemeinden im Ruhrgebiet und der möglichen Dynamik die durch die vielen Gemeinden in einem engen geographischen Raum, sondern behandelt vor allem den Fund jüdischer Bücher auf einem Dachboden in Gladbeck, deren Übergabe an das Jüdische Museum in Dorsten und schildert kurz die Architektur der Synagoge in Duisburg, die ja nun wirklich nicht die Synagoge der einzigen Gemeinde im Ruhrgebiet ist. So glänzt in vielen Beiträgen vor allem das Vergangene. Für Nichtjuden, die erste Einblicke gewinnen wollen, ist es vielleicht interessant, für Juden bringt das Buch absolut nichts neues.
Der Verlag schreibt zu dem Buch:

Ohne Beispiel ist dieser umfangreiche und aufwändig bebilderte Band. In einer Reihe von grundlegenden Essays verbindet er eine Einführung in das Judentum mit den Vorzügen eines praktischen Begleiters an die Orte jüdischer Kultur in Deutschland, von Schleswig-Holstein bis München, von Düsseldorf bis Dresden. Die sowohl historisch als auch aktuell angelegten Städteporträts und die aufklärend informativen Essays – verfasst von circa dreißig prominenten Autoren – werden ergänzt durch einen Serviceteil. Städteporträts: Berlin | München | Frankfurt am Main | Köln | Düsseldorf | Ruhrgebiet | Hamburg | Leipzig | Dresden | Halberstadt | Speyer | Mainz | Worms | Schleswig-Holstein | Südwest-Deutschland | Franken | HessenEssays: Was ist Judentum? | Jiddisch – Die Geschichte einer Sprache | Jüdisch-deutsche Philosophie | Geschichte und Struktur der jüdischen Gemeinden | Wissenschaft vom Judentum | Jüdische Literatur nach 1945 | Juden und ›Juden‹ auf dem deutschen Theater | Film | Der christlich-jüdische Dialog | Synagogen | Jüdische Ab- und Zuwanderung Alphabetischer Serviceteil: Gedenkstätten | Koschere Restaurants und Hotels | Überregionale Institutionen der jüdischen Gemeinde | Liste aller jüdischen Gemeinden in Deutschland

Hmmm: Mal schauen, eine Liste der Jüdischen Gemeinden in Deutschland gibt es entweder auch online auf talmud.de oder im Kalender des Keren Kayemet, eine Auflistung koscherer Restaurants und Geschäfte ebenfalls. Das koschere Geschäft Danels wird auch im Internet vorgestellt etc. Für 49.95 € würde ich gerne mehr sehen. Herausgegeben wurde das Buch von einer Gruppe, die ich gerne als die Frankfurt-Connection bezeichnen würde: Micha Brumlik, Rachel Heuberger und Cilly Kugelmann.

3 Gedanken zu „Reisen durch das jüdische Deutschland

  1. Lieber Chajm,
    ich habe das Buch auch im Regal, sogar in mehreren Exemplaren, und auch wenn ich bisher nur ein paar der Artikel gelesen habe, den übers Ruhrgebiet z.B. nicht, kann ich Ihnen nur zustimmen. Mit einer Einschränkung: Lesen Sie auch was im zweiten Teil, also weder Regionalkunde noch Adressenführer, und ich hoffe, im einen oder anderen Aufsatz erfahren Sie doch was Neues. Warum ich das hoffe? Aus demselben Grund, aus dem ich mehrere Exemplare von dem Ding bekommen habe.
    Einen koscheren und fröhlichen Pessach wünscht Ihnen
    H.

  2. Hallo! Danke für den Kommentar dazu… Theoretisch wäre hier auch Platz für eine längere Rechtfertigung oder gar eine andere Sichtweise der Dinge…

    Für die Geschichte der Jüdischen Gemeinde (zumindest in der direkten Nachkriegsgeschichte) habe ich bisher versäumt, auf die Arbeit von Harry Maor zu verweisen. Stelle ich nach den Feiertagen ein…
    Chag Pessach kascher wesamach!

  3. Es ist ein gewichtiges und teures Buch, das uns da vorliegt. Aber die Masse von 1,5 Kilogramm und ein satter Preis machen noch kein in allen Facetten qualifiziertes Buch. Bei aller Tragik der Entstehung, mir sind einige Texte zu beliebig, manche der Essays nur eingestreut, ohne dass so recht das Warum gerade dort erkennbar ist. Als Kenner der verschiedenen Bücher „Wegweiser durch das jüdische Sachsen-Anhalt, …Mecklenburg-Vorpommern,….Brandenburg“ finde ich, das Konzept wurde davon übernommen, aber nicht zu einer neuen Qualität geführt. Zudem denke ich, hätte dem Buch ein abschließendes Gesamtlektorat durchaus gut getan.
    Uwe

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